Vita Symeonis Achivi 0002

Aus Repertorium Saracenorum
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Vita Symeonis Achivi 0002
aus dem Werk Vita Symeonis Achivi
Zitation Vita Symeonis Achivi, ed. Klüppel – Berschin 1974, S. 120f.
datiert auf Mitte 10. Jahrhundert
VerfasserIn VerfasserIn unbekannt
Abfassungsort Reichenau


Inhaltsangabe

Symeon beobachtet einen Kampf zwischen einem Löwen und einem Drachen und kommt dem unterlegenen Löwen zur Hilfe.

Volltext

Haec/et his similia tractante accidit eum [​Symeon Achivi​] quandam speluncam adire, ibique leonis ferocitatem et econtra draconis voracitatem vidit inter se conflictum fortiter exercuisse mirabile dictu dracone etiam leonem unguibus arripiente ipsoque inextricabiliter renitente studuit illum in penitiorem partem suae cavernae attrahere. Cumque hoc vidisset in vicino patratum loco non erat ausus aggredi sed paulo distulit accessum ut probaret rei eventum. Ast ubi leo sensit se imbecilliorem esse nec posse resistere viribus prevalentis! in altum se subrigens pede distenso more rationalis ingeniositatis innuit prelibato viro sibi sublevatum celeriter venire. Ille econtra haut diutius talem controversiam perpessus non solum humani sed etiam bruti animalis compassionem habens/auxiliatum occurrit festinus. A tergo autem draconis pedetemptim accedens, astricto mucrone super speluncam astitit, sicque dei miseratione contigit ut dum immanissimus serpens reluctantis leonis ictum declinando collum sublevaret, in ipso eodemque puncto a milite christi supra astante est peremptus. Mox etiam circumquaque teterrimus profani hostis fetor apparere videbatur in tantum ut nulla spes vivendi ipsi videlicet et leoni ultra iam esset ni deus totius misericordiae ad quendam fluvium ambobus descendere sensum daret, sicque per aquarum fomenta vitam consequerentur.

Übersetzung

Dieses und ähnliches erwägend geschah es, daß er [​Symeon Achivi​] an eine Höhle gelangte, und dort sah er, wie ein wilder Löwe und ein gefräßiger Drache heftig miteinander im Kampfe lagen. Was Wunder, der Drache mühte sich, während er mit seinen Krallen den Löwen bereits an sich riß und dieser trotz Widerstands nicht in der Lage war, sich von ihm zu lösen, ihn in den inneren Teil seiner Höhle zu ziehen. Und als Symeon gesehen hatte, was in seiner Nähe vor sich ging, wagte er nicht einzuschreiten, sondern er ging nur etwas näher heran, um den Ausgang des Geschehens zu beobachten. Sobald aber der Löwe seine Unterlegenheit spürte und daß er sich den Kräften des Stärkeren nicht widersetzen konnte, richtete er sich hoch auf und winkte mit ausgestreckter Tatze, so als wäre er mit Vernunft begabt, dem erwähnten Manne zu, daß er ihm rasch zur Hilfe komme. Jener aber konnte nicht länger einen solchen Kampf ertragen, und da er nicht nur mit den Menschen, sondern auch mit den Tieren Mitleid hatte, kam er ihm eilends zu Hilfe. Hinter dem Rücken des Drachen kam er Schritt für Schritt näher und stellte sich mit gezücktem Dolch oberhalb der Höhle auf. Und so geschah es mit Gottes Erbarmen, daß die ungeheure Schlange, dem Hieb des sich wehrenden Löwen ausweichend, den Hals emporreckte, und gerade an diese Stelle wurde sie von dem oberhalb stehenden Streiter Christi getötet. Bald aber verbreitete sich ringsumher der äußerst abscheuliche Gestank des schändlichen Ungeheuers, und zwar so sehr, daß es offensichtlich für ihn selbst wie für den Löwen keine Hoffnung aufs Überleben mehr gegeben hätte, wenn nicht Gott in seiner allumfassenden Barmherzigkeit beiden den Sinn darauf gelenkt hätte, zu einem Fluß hinabzueilen, und sie auf diese Weise durch den Schutz des Wassers ihr Leben bewahrt hätten.

Hinweise zur Übersetzung

Vita Symeonis Achivi. Die Lebensbeschreibung des Griechen Symeon, ed. und übers. Theodor Klüppel, in: Die Legende vom Reichenauer Kana-Krug. Die Lebensbeschreibung des Griechen Symeon, hg. von Dems. – Walter Berschin (Reichenauer Texte und Bilder 2), Sigmaringen 1992, S. 19-41, hier S. 33.

Anmerkungen

Zwar ist in dieser Passage nicht von Sarazenen die Rede, der Verfasser nimmt im weiteren Verlauf der Vita allerdings auf das hier Geschilderte anlässlich des Berichts über die Befreiung von Christen durch Symeon aus sarazenischer Gefangenschaft Bezug.
Vgl. Vita Symeonis Achivi 0003.

Weitere Quellenstellen

ZitationInhaltsangabeInhaltsangabe zum BerichtDat.Datierung des Berichts
Vita Symeonis Achivi 0001Symeon folgt auf Befehl seines Herrn dem Ruf Karls I., des Großen, und kämpft bei Fraxinetum gegen Sarazenen.Mitte des 10. Jahrhunderts
Vita Symeonis Achivi 0002Symeon beobachtet einen Kampf zwischen einem Löwen und einem Drachen und kommt dem unterlegenen Löwen zur Hilfe.Mitte 10. Jahrhundert
Vita Symeonis Achivi 0003Symeon befreit christliche Gefangene aus sarazenischer Gefangenschaft.zwischen 950-1000

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Zitierhinweis

Vita Symeonis Achivi 0002, in: Repertorium Saracenorum, hg. von Matthias Becher und Katharina Gahbler, unter Mitarbeit von Ben Bigalke, Jonathan Blumtritt, Lukas Müller, Patrick Sahle et al., URL: https://saraceni.uni-koeln.de/wiki/Vita_Symeonis_Achivi_0002 (zuletzt abgerufen am 12.10.2024).