Sog. Fredegar-Chronik mit Fortsetzung 0013
Sog. Fredegar-Chronik mit Fortsetzung 0013 | |
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aus dem Werk | Sog. Fredegar-Chronik mit Fortsetzung |
Zitation | Fredegar, Chronik Cont. 44, ed. Krusch 1888, S. 188. |
datiert auf | 760? |
VerfasserIn | VerfasserIn unbekannt |
Abfassungsort | Abfassungsort unbekannt |
Inhaltsangabe
Der Herzog Waifar von Aquitanien scheitert [760?] bei dem Versuch dem fränkischen König Pippin III. dem Jüngeren zu schaden, indem er seinen Vetter, den Graf Mantio, dazu verleitet, die zur Abwehr gegen die Sarazenen nach Narbonne entsandten Truppen Pippins zu überfallen.
Volltext
(44). Facta est autem longa altercatio inter Pippino rege Francorum [Pippin der Jüngere] et Waiofario Aquitanico principe [Herzog Waifar von Aquitanien]: Pippinus rex, Deo auxiliante, magis ac magis crescens et semper in se ipso robustior, pras autem Waiofarii et eius tirannitas decrescens cotidie. Waiofarius princeps semper contra praedicto rege Pippino insidias parare dissimulat, nam Mantione comite, consubrino suo, partibus Narbone [Narbonne] cum reliquis comitibus transmisit, ut custodias, quod praedictus rex Narbonam propter gentem Saracenorum ad custodiendum miserat, aut ad intrandum aut quando iterum in patria revertebant, capere aut interficere eos potuissent. Factum est, ut Australdus comis et Galemanius itemque comis cum pares eorum ad propria reverterent. Sic Mantio una cum multitudine gente Wasconorum super eos inruit. Fortiter inter se demicantes,
praedictus Galemanius et Australdus ibidem Mantione cum universos pares suos, Deo adiuvante, interficiunt. Haec cernentes Wascones, terga verterunt, omnes equites, quod ibidem adduxerant, ammiserunt; montes vallesque pervagantes, pauci tamen vix fugaciter evaserunt. Ipsi vero cum multa praeda vel equites et spolia cum gaudio reversi sunt ad propria.
Übersetzung
44. Es entstand aber ein langwährender Streit zwischen dem Frankenkönig Pippin [Pippin der Jüngere] und Waifar, dem princeps von Aquitanien [Herzog Waifar von Aquitanien]; während aber die Sache König Pippins mit Gottes Hilfe mehr und mehr zunahm und immer größere Kräfte in sich sammelte, ging es mit der Partei Waifars und seiner unrechtmäßigen Herrschaft von Tag zu Tag bergab. Der princeps Waifar zettelte immer heimlich Verschwörungen gegen den genannten König Pippin an, indem er seinen Vetter, den comes Mantio, gemeinsam mit anderen comites in das Gebiet von Narbonne [Narbonne] schickte, damit sie dort die Wachen, die der genannte König wegen des Volks der Sarazenen zur Verteidigung nach Narbonne geschickt hatte, entweder bei deren Einzug oder wenn sie wieder in die Heimat zurückkehrten, gefangennähmen oder töteten. Es geschah also, daß der comes Australdus und ebenso der comes Galemanius mit ihresgleichen in die Heimat zurückkehrten. Da stürmte Mantio mit einer großen Menge aus dem Volke der Gascogner auf sie los. Sie kämpften tapfer gegeneinander, bis die genannten Galemanius und Australdus mit Gottes Hilfe Mantio mit all seinen Gefährten töteten. Als die Gascogner das sahen, wandten sie sich zur Flucht und verloren alle Reiter, die sie dorthin mitgeführt hatten. Über Berge und Täler streiften sie, aber dennoch entkamen nur wenige mit Mühe durch die Flucht. Sie selbst aber zogen mit viel Beutegut, Pferden und Trophäen voll Freude in ihre Heimat zurück.
Hinweise zur Übersetzung
Die vier Bücher der Chroniken des sogenannten Fredegar – Die Fortsetzungen der Chroniken des sogenannten Fredegar, bearb. von Andreas Kusternig – Herbert Haupt, in: Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 4a), Darmstadt ²1994, S. 1-325, S. 313ff.
Anmerkungen
Zur Datierung vgl. Die vier Bücher der Chroniken des sogenannten Fredegar – Die Fortsetzungen der Chroniken des sogenannten Fredegar, bearb. von Andreas Kusternig – Herbert Haupt, in: Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 4a), Darmstadt ²1994, S. 1-325, S. 314, Anm. 73. Demnach wurden seit 760 jährlich Kämpfe zwischen Pippin und Waifar bis zu dessen Tod 768 geführt, daher ist nicht eindeutig zu entscheiden, ob die geschilderten Ereignisse ins Jahr 760 oder später zu datieren sind.
Der ‚comes‘ Mantio ist nicht weiter in den Quellen belegt, vgl. Charles Cawley, Medieval Lands. A prosopography of medieval European noble and royal families, Abschnitt: Dukes of Aquitaine, Chap. 1 [2015-05-29].
Bei den ‚comites‘ Australdus und Galemanius handelt es sich wahrscheinlich um Grafen aus Burgund, vgl. hierzu Didier F. Isel, Prosopographie der weltlichen und kirchlichen Amtsträger samt anderer bedeutender Personen von 741 bis 768, Abschnitte Australdus und Galemanius [2015-05-29].
Weitere Quellenstellen
Zitation | InhaltsangabeInhaltsangabe zum Bericht | Dat.Datierung des Berichts |
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