Carmen elegiacum in honorem Hludovici christianissimi Caesaris Augusti 0003

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Carmen elegiacum in honorem Hludovici christianissimi Caesaris Augusti 0003
aus dem Werk Carmen elegiacum in honorem Hludovici christianissimi Caesaris Augusti
Zitation Carmen elegiacum in honorem Hludovici christianissimi Caesaris Augusti I, ed. Dümmler 1884, S. 11-13, Z. 209-258.
datiert auf 799-801
VerfasserIn Ermoldus Nigellus
Abfassungsort Straßburg


Inhaltsangabe

Bericht über die Ansiedlung von Mönchen in Aquitanien [799-801]. Infolge eines Überfalls der Mauren wird Datus zum Mönch.

Volltext

Hic quoque dum patrias servaret [​Datus​] ab hostibus aedes,
Sospite matre sibi consociante domo,
Protinus heu pagum nimio vallante tumultu
Rotinicum [​Rouergue​] Mauri destituere nimis.
Praevalidae praedae huiusce interfore matrem
Adfirmant, cunctas exuviasque domus.
Hostibus egressis, profugus sua visere tecta
Certat et ad notos quisque redire lares;
Datus ut agnovit propriam matremque domumque
Direptam, varium pectore versat onus.
Prorsus equum faleris ornans, se nec minus armis
Coniunctis sociis adparat ire sequax.
Forte fuit castrum vallo seu marmore firmum,
Quo reduces Mauri cum spoliis remeant.
Huc celer et socii, Datus, cunctusque popellus
Certatim coeunt, frangere claustra parant;
Ac velut accipiter pennis per nubila lapsus
Ungue rapit volucrem, notaque ad antra fugit;
At sociae crocitant, raucasque per aethera voces
Nequicquam recinunt, atque sequuntur avem;
Ipse sedens tutus, praedam stringitque feritque,
Versat et in partes quas sibi cumque placet:
Non aliter Mauri, vallo praedaque potiti,
Dati bella timent, spicula, sive minas.
Tum iuvenem muri quidam conpellat ab arce,
Voce cacinnosa dicta nefanda dabat:
‘Date sagax, nostras modo quae res vexit ad arces
Te sociosque tuos, dicito namque precor.
Si modo, quo resides, tali pro munere nobis
Dedere mavis equum, quo faleratus abis,
Nunc tibi mater eat sospes seu caetera praeda;
Sin autem, ante oculos funera matris habes.‘
Reddidit orsa sibi Datus non digna relatu:
‘Funera matris age; nec mihi cura satis,
Nam quem poscis equum non unquam dedere dignor;
Inprobe, haud equidem ad tua frena decet.’
Nec mora, crudelis matrem consistit in arce,
Et nato coram dilaceravit eam.
Namque ferunt, ferro primo secuisse papillas.
Et capite absciso, heu! ‘tua mater!’ ait.
Frendet enim infelix Datus pro funere matris,
Nunc huc nunc illuc fluctuat atque gemit,
Nec patet illi aditus, nec vim, qua vindicet artus
Matris, habet; tristis, mente carensque fugit.
Omnibus amissis, sumptis melioribus armis,
Incola mox heremi coepit inesse pius.
Durior ut quondam fuerat ferus in nece matris,
Firmior hinc remeat ad iuga, Christe, tua.
Tempore nam multo haec secum solus agebat
Hic, quia mundanum tempserat omne nefas.

Übersetzung

Als er nun selber beschützt vor den Feinden die Herde des Landes,
Während geborgen im Haus wohnte die Mutter bei ihm,
Sieh, da verwüsten die Mauren im plötzlichen mächtigen Anfall
Rings anstürmend, o weh, ganz den Rotinischen Gau [​Rouergue​].
Nun wird berichtet, es sei bei dieser so reichlichen Beute
Seine Mutter, zugleich alle die Habe im Haus.
Als sich die Feinde entfernt, wetteifert ein jeder zu suchen
Eilig das eigene Dach, kehrend zum heimischen Herd.
Als nun Datus erkannt, die eigene Mutter und Wohnung
Hab' er verloren, so preßt doppeltes Leid ihm die Brust.
Plötzlich schmückt er das Roß mit dem Zaumwerk, sich mit den Waffen,
Schnell den Gefährten gesellt, nur die Verfolgung im Sinn.
Nun war grad' ein Kastell mit steinerner Mauer bewehret,
Dorthin kehrte der Feind beutebeladen zurück.
Hier traf Datus, die Freund' und der ganze Haufen zusammen
Mit wetteiferndem Lauf, um zu erbrechen das Schloß.
Aber wie hoch aus den Wolken sich schwingend ein Habicht herabstößt,
Raubend den Vogel im Fang, in sein Geklüfte dann fliegt,
Doch rings krächzen die Freunde und rauhe Tön' in die Lüfte
Rufen vergeblich und nach folgen dem Vogel im Flug,
Aber der sitzet im Sichern und reißet und hacket die Beute,
Wendend sie überallhin wie es ihm immer gefällt:
Nicht mehr scheuen die Mauren, besitzend die Burg und die Beute,
Datus krieg'rische Fehd', noch sein Geschoß und sein Droh'n.
Da ruft an von der Zinne der Mauern einer den Jüngling
Und mit verspottender Stimm' spricht er das gottlose Wort:
„Datus, du Kluger, ich bitte, sag' an, welch' Umstand zu unsrer
Veste geführet dich selbst und die Genossen dazu.
Bist du gewillt, für solche Geschenke das Roß, das du reitest,
Herzugeben an uns, tragend dahin dich im Schmuck,
Unversehrt dann soll dir die Mutter nebst anderer Beute
Werden, wo nicht, so erblick', wie nun die Mutter dir stirbt.“
Drauf sprach Datus die Worte die gerne man nimmer berichtet:
„Bringe die Mutter nur um, nicht drum gräm' ich mich sehr.
Denn dies Roß, das du forderst, das will ich dir nimmermehr geben,
Schurke, mein Roß ist zu gut für einen Reiter wie du.“
Und kein Verzug, der Grausame führet die Mutter zur Zinne,
Und vor den Augen des Sohns haut er in Stücken das Weib.
Erst, so erzählt man, schnitt er die Brust mit dem Schwert ihr vom Leibe,
Schlug dann ab ihr das Haupt, sprechend: die Mutter sieh' hier.
Datus, der arme, er knirschte vor Schmerz beim Tode der Mutter;
Hiehin und dorthin gewandt schwankt er in Ängsten und seufzt.
Kein Thor öffnet sich ihm und die Macht, zu rächen der Mutter
Glieder, sie fehlet, er flieht traurig, der Sinne beraubt.
Waffen und Wehr gab er hin und legte sich bess're dafür an,
Und nun begann er des Walds frommer Bewohner zu sein.
Doch so gefühllos er war und hart bei dem Tode der Mutter,
Kehrt desto fester, o Christ, Deinem Gebot er sich zu.
Tagelang sann er darüber und Jahr' in einsamer Öde,
Wie dem ird'schen Gebot Hohn er gesprochen dereinst.

Hinweise zur Übersetzung

Ermoldus Nigellus, Lobgedicht auf Kaiser Ludwig und Elegien an König Pippin, übers. von Theodor Gottfried Martin Pfund – Wilhelm Wattenbach h (Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 18), Leipzig ³1940, S. 12ff.

Anmerkungen

Datierung durch den Editor, die Quelle selbst bleibt ohne Zeitangabe.

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Zitierhinweis

Carmen elegiacum in honorem Hludovici christianissimi Caesaris Augusti 0003, in: Repertorium Saracenorum, hg. von Matthias Becher und Katharina Gahbler, unter Mitarbeit von Ben Bigalke, Jonathan Blumtritt, Lukas Müller, Patrick Sahle et al., URL: https://saraceni.uni-koeln.de/wiki/Carmen_elegiacum_in_honorem_Hludovici_christianissimi_Caesaris_Augusti_0003 (zuletzt abgerufen am 21.11.2024).