Chronicon universale, usque ad a. 741 0001

Aus Repertorium Saracenorum
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Chronicon universale, usque ad a. 741 0001
aus dem Werk Chronicon universale, usque ad a. 741
Zitation Chronicon universale, usque ad a. 741, ed. Waitz, S. 13-14.
datiert auf 629-641
VerfasserIn VerfasserIn unbekannt
Abfassungsort Burgund, Autun, Flavigny-sur-Ozerain


Inhaltsangabe

Kaiser Herakleios sieht vorher, dass sein Reich von beschnittenen Völkern verwüstet werden würde. Er beschließt, alle Juden taufen zu lassen und übersendet an den fränkischen König Dagobert I. die Bitte ebenso zu handeln. Die oströmischen Provinzen werden jedoch tatsächlich von den Sarazenen angegriffen und Herakleios unterliegt zunächst deren Angriffen. Mithilfe von Söldnertruppen aus dem Gebiet jenseits des Kaukasus stellt Herakleios ein großes Heer auf, um die Sarazenen zu schlagen. In der Nacht vor der Schlacht stirbt ein Großteil seiner Truppen durch „göttliche Strafe“, woraufhin sich das gesamte Heer zurückzieht und die Sarazenen weiterhin widerstandslos die Provinzen des Reichs verwüsten. Herakleios legt daraufhin verbittert seinen christlichen Glauben ab, heiratet seine Nichte und stirbt schließlich an starkem Fieber.

Volltext

Heraclius imperator [​[[::Herakleios | Herakleios]]​] cum esset litteris nimie eruditus, astrologus efficitur; per quod cernens a circumcisis gentibus divino nutu imperium esse vastandum, ad Dagobertum [​[[::Dagobert I. | Dagobert I.]]​] dirigens regem Francorum, petens ut omnes Iudeos regni sui ad fidem catholicam baptizandum preceperit; quod protenus Dagobertus implevit. Heraclius per omnes provincias imperii sui [​[[::Byzantinisches Reich | Byzantinisches Reich]]​] talem idemque facere decrevit. Ignorabat, unde hec calamitas contra imperium surgerit. […] Agareni, qui et Sarraceni, gens circumcisa, arma sumentes, provincias Heraclei imperatoris vastandum inruunt, contra quos Heracleus milites ad resistendum direxit; cumque proeliare cepissent, Sarraceni milites superant. Fertur in eo prelio 150 milia militum a Sarracenis fuisse interfecta. Spolia eorum Sarraceni per Iegatos Heracleo recipiendum offerunt. Heracleus cupiens super eos vindictam, nihil ab his recipere voluil, transmiltensque legacionem ad portas Caspium [​[[::Kaspische Pforte | Kaspische Pforte]]​], quas Alexander Magnus Macedo [​[[::Alexander III. der Große | Alexander III. der Große]]​] super mare Caspium [​[[::Kaspisches Meer | Kaspisches Meer]]​] ereas fieri et serare iusserat propter inundacione gencium sevissimarum, que ultra montem Caucasi [​[[::Kaukasus | Kaukasus]]​] culminis habitabant, easdem portas Heraclius aperire fecit; indeque 150 milia pugnatorum auroque locatis auxilii sui contra Sarracenos preliandum misit cum universis miIitibus de universis provinciis imperii sui nimia multitudine. Sarraceni duos habentes principes 200 fere milia erant; cumque castra nec procul inter se exercitus uterque posuisset, ita ut in crastino bellum inhirent confligentes, eadem nocte gladio Dei exercitus Heraclei a percutitur. In castris 52 milia militum in stratu mortui sunt; cumque in crastinum ad preliandum deberent adgredere, cernentes milites eorum exercitum partem maximam divino iudicio interfectum, adversus Sarracenos non sunt ausi inire prelium. Regressusque est omnis exercitus Heraclei ad proprias sedes. Sarraceni more quo ceperant provincias Heraclei imperatoris adsidue vastandum pergebant; cum iam Hierusolimam [​[[::Jerusalem | Jerusalem]]​] propinquassenti, Heracleus videns quod eorum violenciam non potuisset resistere, nimia amaritudinis merore arreptus, infelix Euthiciana [​[[::Eutyches | Eutyches]]​] heresi iam sectans, Christi cultum relinquens, habeus uxorem filiam [​[[::Martina | Martina]]​] sororis sue, febre vexatus crudeliter vitam finivit.

Übersetzung

Kaiser Herakleios war in den Wissenschaften ungemein gebildet und beschäftigte sich mit Astrologie; durch diese sah er, dass durch göttliche Vorsehung das Imperium von beschnittenen Völkern verwüstet werden würde, und er schickte nach dem Frankenkönig Dagobert, und bat ihn alle Juden seines Reiches zum katholischen Glauben taufen zu lassen; was Dagobert umgehend erfüllte. Herakleios bestimmte dasselbe derartig für alle Provinzen seines Reiches zu tun. Er wusste nicht von wo aus sich das Unheil gegen das Reich erheben würde. [...] Die Agaraner, welche Sarazenen heißen, ein beschnittenes Volk, ergriffen die Waffen, und fielen in die Provinzen des Herakleios ein, um diese zu verwüsten, gegen die Herakleios Soldaten schickte, um Widerstand zu leisten; als sie es aufgenommen hatten zu kämpfen, überwanden die Sarazenen die Soldaten. Es wird berichtet, dass in der Schlacht 150000 Soldaten durch die Sarazenen getötet worden seien. Die Sarazenen boten an deren Besitzraubungen über Legaten dem Herakleios zu billigen. Weil Herakleios Rache an ihnen nehmen wollte, nahm er nichts an, und schickte eine Abordnung an die Kaspischen Pforten, die der Makedonier Alexander der Große am Kaspischen Meer hatte gegen die Überschwemmung der wilden Völker, die jenseits des Gipfels des Kaukasusgebirges wohnten, aus Erz machen und schließen lassen; diese Türen ließ Herakleios öffnen; und von dort ließ er 150000 Kämpfer von mit Gold angeworbenen Truppen zu Kampf gegen die Sarazenen ausrüsten und brachte aus allen Provinzen des Reiches eine übermäßige Menge Soldaten zusammen. Die Sarazenen, die zwei Fürsten hatten, waren fast 200000 Kämpfer, als aber bereits beide Heere in geringer Entfernung voneinander ein Lager aufgeschlagen hatten, um am morgigen Tage zum Kampf zusammen zu treffen, wurde das Heer des Herakleios mit dem Schwert Gottes durchbohrt. Im Lager starben 52000 der Soldaten im Hinstrecken; als die Soldaten am Morgen zur Schlacht sollten und sahen, dass ein großer Teil ihres Heeres durch den göttlichen Eingriff genommen worden war, wagten sie es nicht mit den Sarazenen zu kämpfen. Das ganze Heer zog sich in den persönlichen Sitz des Herakleios zurück. Die Sarazenen setzten ihre Tradition fort und verwüsteten unaufhörlich die Provinzen des Kaisers Herakleios; als sie sich bereits Jerusalem näherten, und Herakleios sah, dass er ihrer Gewalt nicht Widerstand leisten konnte, verließ er, der der Häresie der unglücklichen Eutyches ständig gefolgt war, von der übermäßigen Bitterkeit des Kummers erfasst, den christlichen Glauben, nahm die Tochter seiner Schwester zur Frau und beendete von schrecklichem Fieber gequält sein Leben.

Hinweise zur Übersetzung

Übersetzung von Carina Siegert.

Anmerkungen

Der Bericht erweckt den Eindruck, Herakleios habe in der Folge der Sarazenen-Einfälle seine Nichte Martina zur Frau genommen. Tatsächlich fand die Heirat wesentlich früher – wohl um 622 ¬– statt, vgl. Peter Schreiner, Art. Herakleios,in: Lexikon des Mittelalters 4, Sp. 2140-2141 [Brepolis Medieval Encyclopaedias – Lexikon des Mittelalters Online, 2022-07-26].
Vgl. zu ähnlichen Berichten sog. Fredegar-Chronik mit Fortsetzung 0008, Chronicon cum Continuatione Treverensi 0002, Chronicon de sex aetatibus mundi 0002, Gesta Dagoberti I. regis Francorum 0001, Historiae Francorum libri quatuor 0002, Historiae Francorum libri quatuor 0003. Eine andere Darstellung der Sarazenen-Einfälle bieten spanische Quellen, vgl. Chronica Byzantia-Arabica 0005, Chronica Byzantia-Arabica 0006, Chronica Byzantia-Arabica 0007, Chronica Byzantia-Arabica 0008, Chronica Muzarabica 0003, Chronica Muzarabica 0004, Chronica Muzarabica 0005, Chronica Muzarabica 0006, Chronica Muzarabica 0007, Chronica Muzarabica 0008.

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Zitierhinweis

Chronicon universale, usque ad a. 741 0001, in: Repertorium Saracenorum, hg. von Matthias Becher und Katharina Gahbler, unter Mitarbeit von Ben Bigalke, Jonathan Blumtritt, Lukas Müller, Patrick Sahle et al., URL: https://saraceni.uni-koeln.de/wiki/Chronicon_universale,_usque_ad_a._741_0001 (zuletzt abgerufen am 14.12.2024).