Vita Hludovici Pii imperatoris 0006
Vita Hludovici Pii imperatoris 0006 | |
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aus dem Werk | Vita Hludovici Pii imperatoris |
Zitation | Vita Hludovici imperatoris 14, ed. Tremp 1995, S. 320-324. |
zeitliche (Quellen-)Angabe | 806 |
datiert auf | um 808 |
VerfasserIn | Sog. Astronomus |
Abfassungsort | Corvey, St. Denis, Orléans |
Inhaltsangabe
König Ludwig I. der Fromme besiegt 806 [um 808] verlustarm Sarazenen und Mauren während eines Feldzugs nach Spanien.
Volltext
At succedente aestate [Ludwig I. der Fromme] cum quanto visum est bellico apparatu in Hispaniam [Spanien] proficiscitur, profectusque per Barcinnonam [Barcelona] et veniens Terraconam [Tarragona], quos ibidem repperit coepit, alios fugavit, universaque loca, castella, municipia usque Tortosam [Tortosa] vis militaris excidit et flamma vorax consumpsit. Interea in loco, cuius est vocabulum Sanctae Columbae [Sancta Columba], divisit copias suas in duo, quam maximam quidem partem secum contra Tortosam [Tortosa] ducens, porro Isembardum [Isembard], Hademarum [Graf Hademar von Narbonne], Beram [Graf Bera von Barcelona], Burrellum [Graf Burrel von Ausona-Urgel-Cerdaña] cum reliquis expeditissime ad superiora dirigens, ut Hibero [Ebro] flumine transito, dum hostes ad sedem figerentur, ab istis insidiis ex inproviso adgrederentur aut certe turbata regione in pavorem solverentur. Igitur rege Tortosam tendente, memorati viri tamdiu superiores Hiberi partes noctibus euntes et diebus silvarum lustra sectantes obambulaverunt, usquequo Cingam [Cinca] et Hiberum [Ebro] natando pariter transierunt. In quo itinere sex dies transigentes, septima transmearunt. Qui ubi omnes incolomes evaserunt, terram hostium latissime vastaverunt et usque villam eorum maximam, que Uilla Rubea [Villa Rubea] vocatur, pervenerunt; unde praedam maximam nimis sustulerunt, utpote inprovisis hostibus et nichil umquam tale suspicantibus. Quibus gestis, his qui evadere potuerunt hanc plagam, longe lateque nuntiantibus, collecta est Sarracenorum Maurorumque multitudo non minima et eis obvia constitit ad hostium vallis, que dicitur Ualla Ibana [Valla Ibana]. Cuius vallis natura est, ut ipsa in profundo iacens hinc inde praeruptis atque altis cingatur montibus. Quam nisi Dei provisio intrare prohibuisset, nostri absque ullo pene hostium labore lapidum ictibus poterant interire vel in manus inimicorum devenire. At dum illi viam praestruunt, nostri autem aliorsum viam apertiorem planioremque petunt, reputantes Mauri haec nostros non ob sui tantum custodiam, sed metu potius eorum facere, a tergo eos insecuntur. Porro autem nostri praedam retro relinquentes faties hostibus nudaverunt, acriter restiterunt et Christo iuvante ipsos terga vertere conpulerunt. Quos adprehendere, necaverunt, et leti ad praedas quas reliquerant redierunt, ac tandem post dies viginti sue digressionis ad regem alacres paucissimis suorum amissis redierunt. Rex autem Hludouuicus, suis lętanter receptis et terra hostili usquequaque vastata, domum rediit.
Übersetzung
Im nächsten Sommer zog er [Ludwig I. der Fromme] mit so großer Kriegsmacht, als ihm gut schien, nach Spanien [Spanien], über Barcelona [Barcelona] bis nach Tarragona [Tarragona]; jeden, den er dort fand, nahm er gefangen, andere jagte er in die Flucht. Alle Ortschaften, Kastelle und Städte bis Tortosa [Tortosa] zerstörte die kriegerische Kraft und verzehrte die gierige Flamme. Unterwegs teilte er an einem Ort namens Sancta Columba [Sancta Columba] sein Heer, den größeren Teil führte er mit sich gegen Tortosa, die anderen Truppen schickte er mit Isembard [Isembard], Hademar [Graf Hademar von Narbonne], Bera [Graf Bera von Barcelona] und Burrell [Graf Burrel von Ausona-Urgel-Cerdaña] in Eilmärschen ins Landesinnere, damit sie dort den Ebro [Ebro] überschreiten und den in ihrem Lager festsitzenden Feinden aus dem Hinterhalt in den Rücken fallen oder ihnen wenigstens durch Streifzüge in der Gegend Schrecken einjagen sollten. Der König zog also gegen Tortosa [Tortosa], und die genannten Männer begaben sich an den Oberlauf des Ebro; sie rückten des Nachts vor und verbargen sich am Tag im Schatten der Wälder, bis sie die Cinca [Cinca] und den Ebro [Ebro] zugleich schwimmend überquerten. Für diesen Marsch brauchten sie sechs Tage, am siebten setzten sie über. Als sie alle das Hindernis unversehrt überwunden hatten, verwüsteten sie weitherum das Land der Feinde und kamen bis zu einem großen Dorf namens Villa Rubea [Villa Rubea]; hier machten sie große Beute, weil die Feinde ganz unvorbereitet waren und nicht im entferntesten etwas ahnten. Wer diesem Handstreich entrinnen konnte, berichtete weit und breit davon, so daß eine nicht geringe Zahl von Sarazenen und Mauren sich sammelte und am Ausgang eines Tales, das Valla Ibana [Valla Ibana] heißt, ihnen in den Weg stellte. Das Tal liegt tief eingeschnitten und ist auf beiden Seiten von steilen, hohen Bergen eingeschlossen. Hätte nicht Gottes Vorsehung den Unsern den Eingang ins Tal verwehrt, so hätten sie von den Feinden fast ohne jede Mühe durch Steinwürfe vernichtet werden oder in deren Hände geraten können. Als diese die Straße versperrten und unsere Leute anderswo einen offeneren und ebeneren Weg suchten, meinten die Mauren, die Unsrigen täten dies nicht so sehr zur eigenen Sicherheit als vielmehr aus Furcht vor ihnen, und setzten ihnen von hinten nach. Darauf ließen jedoch die Unsrigen die Beute zurück, stellten sich den Feinden Auge in Auge gegenüber, leisteten ihnen heftigen Widerstand und jagten sie mit Christi Hilfe in die Flucht. Wen sie ergriffen, den töteten sie, und fröhlich holten sie ihre Beute wieder, die sie zurückgelassen hatten; schließlich kamen sie, zwanzig Tage nach der Trennung, heiter gestimmt und mit nur geringen eigenen Verlusten zum König zurück. König Ludwig nahm sie freudig auf, und nachdem er das feindliche Land überall verwüstet hatte, kehrte er nach Hause zurück.
Hinweise zur Übersetzung
Vita Hludovici imperatoris 14, ed. Tremp 1995, S. 321-325.
Anmerkungen
Die Datierung ergibt sich aus Vita Hludovici imperatoris 14, ed. Tremp, S. 321, Anm. 166. Isembard war Teilnehmer an der Belagerung Barcelonas, vermutlich verwandt mit dem gleichnahmigen Thurgaugrafen sowie mit Graf Warin von Mâcon. Burrell war hingegen Graf von Ausona-Urgel-Cerdaña (vgl. ebd. S. 323, Anm. 170; S. 317, Anm. 149; S. 320, Anm. 161; S. 309, Anm. 119).
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