Antapodosis 0006
Antapodosis 0006 | |
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aus dem Werk | Antapodosis |
Zitation | Liudprand, Antapodosis II, 51-54, ed. Becker 1915, S. 61f. |
datiert auf | 915 |
VerfasserIn | Liudprand von Cremona |
Abfassungsort | Frankfurt, Paxos |
Inhaltsangabe
Papst Johannes X. und Fürst Landolf I. von Capua und Benevent entsenden [915] mit der Unterstützung des byzantinischen Kaisers sowie der Städte Camerino und Spoleto ein Heer gegen die in Italien am Fluss Garigliano eingefallenen Punier bzw. Afrikaner und besiegen diese.
Volltext
LI. Iohanne [X.] itaque, ut praefati sumus, papa constituto Landolfus [Fürst Landolf I. von Capua und Benevent] quidam, vir strenuus bellorumque exercitio doctus, Beneventanorum et Capuanorum omnium princeps clarebat. Poenis igitur statum rei publicae non mediocriter labefactantibus Landolfum hunc principem egregium, quid super re huiuscemodi faciendum esset, quam Africani agunt, Iohannes consulit papa. Quod princeps ut audivit, papam per internuntios ita convenit: ‘Res haec, spiritalis pater, magnis est investiganda consiliis. Mittito denique ad Argorum imperatorem, cuius et ipsi eam quae cis mare est terram, sicut et nostram, depopulare non cessant. Camerinos [Camerino] etiam atque Spoletinos nostrum ad auxilium invitato; ineamusque Deo protectore cum his acriter bellum. Si vincimus, non multitudini, sed Deo victoria imputetur; si vero vicerint Poeni, peccatis nostris et non inhertiae deputetur.’
LII. His auditis papa nuntios confestim Constantinopolim [Konstantinopel] dirigit, suppliciter imperatoris amminicula sibi dari deposcens. Imperator vero, ut vir sanctissimus Deique timens, copias absque mora classibus advectas direxit. Cumque per Garelianum [Garigliano] flumen conscenderent, adfuit et papa Iohannes cum Landolfo pariter Beneventanorum principe potentissimo, Camerinis etiam atque Spoletinis. Horrida satis denique inter eos pugna exoritur. […]
LIII. Ex parte vero illa, qua difficilior erat ascensus Poenisque ad fugiendum aptior, Greci castrum die ipsa constituunt, in quo residentes, Poenos, ne fugerent, observabant cottidieque oppugnantes non mediocriter trucidabant.
LIIII. Grecis igitur Latinisque cottidie conflictantibus, Deo miserante, Poenorum nec unus quidem superfuit, qui non aut gladio trucidaretur aut vivus continuo caperetur.
Übersetzung
51. Als nun Johannes [Past Johannes X.], wie berichtet, Papst geworden war, genoß der Fürst aller Beneventer und Kapuaner, Landolf [Fürst Landolf I. von Capua und Benevent], ein tüchtiger, im Kriegshandwerk geschulter Mann, großes Ansehen. Weil nun die Punier die öffentliche Ordnung nicht wenig störten, wandte sich Papst Johannes an diesen ausgezeichneten Fürsten Landolf um Rat, wie man diesem Treiben der Afrikaner begegnen könne. Als der Fürst das hörte, ließ er ihm durch Boten sagen: „Diese Sache muß, geistlicher Vater, sorgsam überlegt werden. Schicke darum zum Kaiser der Griechen, dessen Land diesseits des Meeres sie in gleicher Weise wie das unsere unaufhörlich heimsuchen; fordere auch die Cameriner und die Spoletiner auf, uns zu helfen, dann wollen wir unter Gottes Schutz energisch den Krieg gegen sie beginnen. Siegen wir, so soll nicht der überlegenen Zahl, sondern Gott der Sieg zugeschrieben werden; wenn aber der Sieg den Puniern zufällt, so soll dies unseren Sünden zugeschrieben werden, nicht unserer Trägheit.“
52. Nachdem der Papst dies vernommen, entsandte er sogleich Boten nach Konstantinopel und bat den Kaiser flehentlich um Unterstützung. Der Kaiser aber, als frommer und gottesfürchtiger Mann, entsandte unverzüglich Truppen, die zu Schiff kamen. Und als die Punier den Gargliano hinauffuhren, erschien auch Papst Johannes zugleich mit dem mächtigen Fürsten von Benevent, Landolf, und den Camerinern und Spoletinern. Darauf entspann sich zwischen ihnen ein recht schrecklicher Kampf. […]
53. Auf der Seite aber, wo der Aufstieg schwieriger und wo den Puniern mehr Gelegenheit zur Flucht gegeben war, legten die Griechen am ersten Tage bereits eine Befestigung an, deren Besatzung achtgab, daß von den Puniern niemand floh, jeden Tag mit ihnen kämpfte und ihnen dabei nicht wenige Verluste beibrachte.
54. Im täglichen Kampf der Griechen und Lateiner blieb durch Gottes Barmherzigkeit nicht einer der Punier übrig, der nicht mit dem Schwert getötet oder sofort lebend gefangen wurde.
Hinweise zur Übersetzung
Liudprand von Cremona, Antapodosis II, 51-54, in: Quellen zur Geschichte der Sächsischen Kaiserzeit, bearb. von Albert Bauer – Reinhold Rau (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 8), Darmstadt 2002, S. 244-495, S. 337.
Anmerkungen
Gemeint ist die sog. Schlacht am Garigliano von 915, vgl. Liudprand, Antapodosis II, 54, ed. Becker 1915, S. 62, Anm. 5.
Weitere Quellenstellen
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